Balserhof
Balserhof

Historie und Denkmalschutz zu Ellighofen und dem Balserhof

Dorfgeschichte und Baubestand von Ellighofen

"Als letzte Landgemeinde des schwäbischen Fuchstales ist Ellighofen auf der linken Lechseite unmittelbar unter der westlichen, bewaldeten Hügelkette gelegen. Bis 1972 war das Haufendorf schwäbischer Grenzort nach Oberbayern, ehe es 1972 im Zuge der Gebietsreform der oberbayerischen Gemeinde Erpfting zugewiesen wurde und 1978 mit dieser der Stadt Landsberg eingemeindet wurde.

Nach Westen und Südwesten bildet die hügelige Lechleite eine natürliche Begrenzung des Dorfgebietes. Auf einer ihrer nach Nordosten zungenförmig vorragenden Anhöhe steht die Filialkirche St. Stephan, deren Patrozinium möglicherweise auf eine Kirchengründung bereits in fränkischer Zeit hinweisen könnte.

Die östliche Dorfbegrenzung ist geradlinig von Norden nach Süden durch einen Feldweg begrenzt, der den Verlauf der römischen Via Claudia nachzeichnet und vom Lauf des kanalisierten Wiesbaches mit beidseitigem Pappelbestand begleitet wird.
Der Ortsname Ellighofen lässt sich auf die Zeit unmittelbar nach der Landnahme durch die im Schutz der Ostgoten im Lech-Ammersee-Gebiet siedelnden Alamannen oder Bajuwaren zurückführen.

Ellighofen gehört in den Bereich der Urmark Erpfting und ist wohl als Tochtersiedlung anzusehen. Der früheste archivalische Nachweis des Ortes datiert in das Jahre 1059, als "Alchinova" als Grenze des dem Hochstift Augsburg verliehenen Wildbanns genannt wird. Diese erste Nennung lässt vermuten, dass im 11./12. Jahrhundert mehrere Hofstellen im späteren Ortsgebiet von Ellighofen bestanden, mit größter Wahrscheinlichkeit jene fünf oder sechs Hausstellen, die im Steuerkataster von 1810/25 noch als "Hof" belegt und mit Hausname zurückzuverfolgen sind. Es sind diese die in der Ortsmitte gelegenen Hofstellen Emmenhauser Str. 4, Fuchstalstr. 4, 10 und 12, St. Stephanus-Str. 2 und - etwas abseits gelegen - Heuweg 7.

Politisch teilte Ellighofen seit dem Mittelalter das Schicksal von Unterdießen, das die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über das Dorf ausübte. Die Geschichte der Ritter von Dießen ist bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückzuverfolgen. Zwischen 1126 und 1179 schenkte Dietrich von Asch "Güter zu Ellenkoven" an das Kloster St. Ulrich und Afra in Ausgburg, dessen Klosterurbar 1160/1165 eine halbe Hube aufführt; zwischen 1200 und 1391 ging dem Kloster der dortige Grundbesitz verloren, allerdings hatte das Hochstift 1275 Zinsleute in "Allenhouven". Der Ort hatte zu dieser Zeit ein Gericht, die Steuern der Lehensträger wurden dem Bezirk Schwabegg zugeteilt. 1289 verkaufte Friedrich Wildergraf, Ritter des Templerordens in Deutschland, drei Höfe zu Ellenchoven an das Kloster Steingaden; 1418 soll Heinrich Dießner seine "zwei Zehenden" an und zu Unterdießen und Ellighofen dem Abt von Irsee übergeben haben. 1537 wird ein Markt in Ellighofen erwähnt, im Verkaufsbrief des Unterdießener Schlosses vom 1. Juli 1580 wird Ellighofen nachweisbar erstmals als Dorf bezeichnet. 1606 erscheint der Ort in einer Grenzbeschreibung des Landgerichtes Landsberg.

In das mittlere bis späte 15. Jahrhundert dürften einschneidende Veränderungen im Ausbau des Dorfes fallen: In dieser Zeit vollzog sich der Besitzwechsel an das Kloster Irsee, und, kurz nach 1488, kam es zur Erneuerung des Gotteshauses. Auch entstanden in dieser Zeit mehrere Sölden, abgespalten von den Hof- und Flurparzellen der alten Gehöfte. Typische Sölden wurden auch entlang der Dorfstraße am Ortsrand auf schmalen Rechteckparzellen angelegt und mit zugehörenden Feldern innerhalb der drei Gewanne ausgestattet., u.a. Fuchstalstraße 1 und 16. Die im Plan zum Urkatatster von 1811 überlieferte, spätmittelalterliche Fluraufteilung blieb bis zur Flurbereinigung von 1924/26 erhalten. Noch in den Jahren 1810/25 bestanden Rentgrundherrschaften über 47 Anwesen im Dorf, zu deren endgültiger Aufhebung es erst im Jahre 1848 kam. Zum Kloster Steingaden gehörten zwei Höfe [u.a. Emmenhauser Str. 4] und drei Sölden, zu Kloster Rottenbuch, der südwestlich außerhalb des Dorfes gelegene Geratshof. Den größten Besitz hatte allerdings die Herrschaft Unterdießen mit zwei Höfen, zwei Halbhöfen und 33 Sölden sowie zwei Leerhäusern. Zu Berg und Schloss Unterdießen rechneten mit Emmenhauser Str. 9 und Bachfeldstraße 14 zwei Sölden, zu Hofmarks-Herrschaft Hurlach, der Hof St-Stephanus-Straße 2.

1818 enstand die zunächst durch die königliche Administration von Augsburg verwaltete Gemeinde Ellighofen, in die auch der Geratshof einbezogen wurde. 1820 kaufte Erwein Fürst von der Leyen die Herrschaft Waal-Unterdießen und übernahm damit den Ort Ellighofen mit damals 175 Einwohnern, die in den folgenden Jahrzehnten bis 1848 Eigentümer Ihrer Höfe wurden. Bis 1880 vermehrt sich die Zahl der Dorfbewohner auf 210, die Anzahl der bäuerlichen Hofstätten nahm jedoch nur um fünf Hofstellen zu und stieg von den 48, im Jahr 1825 registrierten, auf 53. Hinzu kamen allerdings einige Wirtschaftsgebäude, so dass sich der gesamte Baubestand einschließlich des 1861 erbauten Schulhauses am Ende des 19. Jahrhunderts auf 75 Bauten belief.

Laut Urkataster 1810/25 waren die meisten der größeren Höfe halbgemauert, d.h. als Holzbauten mit gemauerter Stube oder Stubenstock aufgeführt. Die übrigen, in der Regel kleineren Anwesen, zumeist Sölden im Besitz von Dorfhandwerkern oder Tagelöhnern mit geringem landwirtschaftlichem Nebenerwerb, waren noch überwiegend Holzbauten; die Bedachungen bestanden bei Steilsatteldächern aus Stroh, die ebenfalls vorkommenden flachgeneigten Dachwerke hatten Legschindeldeckung.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgten zahlreiche Gebäuderenovierungen, bei denen die Wohnhäuser unter Beibehaltung der Firstrichtung schrittweise in massive Mauerwerksbauten umgewandelt oder auch vollständig neu gebaut wurden. Der Viehbestand auf den Höfen wird 1880 mit 19 Pferden, 198 Stück Rindvieh und acht Schweinen angegeben.

Von 1920 bis Oktober 1929 wurde in Ellighofen eine erste Flurbereinigung durchgeführt, bei der die Fluren neu zugeschnitten und z.T. mit veränderten Wegen erschlossen wurden, sowie Moos- und Wiesbach vermutlich mit einem Kanal verbunden wurden.

In der Nachkriegszeit, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, wurden zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben oder umstrukturiert. Heute besteht auf keiner der großen Hofstellen mehr eine Landwirtschaft. Die noch verbliebenen landwirtschaftlichen Vollbetriebe werden sämtlich auf jüngeren, nach 1810/25 angelegten Hofstellen geführt. Einzige Ausnahme bildet die ehemalige Sölde "Fischermichl", Fuchstalstraße 8. Eine zweite Flurbereinigungsmaßnahme wurde ab 1985 von der Flurbereinigungsdirektion München unternommen. Sie wurde von Gestaltungsmaßnahmen begleitet, die man im Rahmen der staatlich geförderten "Dorferneuerung" nach Plänen von Architekt Sunder-Plassmann, Greifenberg, durchführte. Mehrere Gebäude wurden saniert, darunter auch das Bauernhaus Bachfeldstraße 3, das bis dahin noch einen Wohnteil des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts mit Flachsatteldach besaß. Weiterhin wurde ein Backhaus bei Fuchstalstraße 5 renoviert und wieder in Betrieb genommen. Auch setzte man die Rassokapelle am östlichen Dorfrand instand. Im südlichen Teil des Dorfes wurde ein Einfirsthof (Fuchstalstraße 14) durch einen größeren Neubau ersetzt und in etwa gleicher Höhe ein neuer Dorfplatz mit Bäumen angelegt. Der Moosbach erhielt entlang der Bachfeldstraße neue Uferbefestigungen und Brücken. Einschneidend veränderte man den Wiesbach unterhalb des Ortes durch einen naturnahen Ausbau mit meäandriendem, neu bepflanztem Bett.

Für eine gute Wasserversorgung des Dorfes sorgten ursprünglich die zahlreichen Quellen in den westlich vom Ort gelegenen, sogenannten Mösern und am Stockbüchel, deren Wasser auf einer Strecke von etwa 1,5 km durch Deicheln in das Dorf geleitet wurden. Auch gab es einige Pumpbrunnen und ein von den Mösern in das Unterdorf geleitetes Gerinne. Laufende Brunnen, versorgt durch die alten Wasserleitungen bestanden bei den Anwesen Emmenhauser Str. 4, Erpftinger Straße 1, Fuchstalstraße 7, St.-Stephanus-Straße 4 und Raiffeisenstr. 1.; sie gingen zumeist 1902 mit dem Bau der neuen aus der selben Quelle gespeisten Wasserleitung ein. Ein Pumpbrunnen von 5-6 m Tiefe bestand bei Fuchstalstraße 12, ein zweiter 10-12 m tiefer bei St.-Stephanus-Str. 13." (1)

 

Emmenhauser Str. 4, alter Hausname "Veitsingerbauer", seit 1875 "Balserhof"

Der stattliche, im späten 19. Jahrhundert als Mitterstallbau erneuerte Einfirsthof mit nach Süden zur Emmenhauser Str. gerichtetem Wohnteil liegt am einstigen Nordrand des Dorfes; der rückwärts von einer Wiederkehr abgeschirmte Hof ist vor die östliche Traufseite gelegt. Vor dem Wohnteil giebelseitig ein schmaler Hausgarten und Spalierobstbaum.

 

Als Grundherr des Anwesens, das zu den ältesten Hofstellen am Ort zählt, ist das Kloster Steingaden überliefert. Der halbe Hofe gehörte im ausgehenden 18. Jahrhundert einem Jakob Klausner, 1811 ist er als halb gemauert beschrieben, mit einer ganz hölzernen Bachküche (Backhaus). 1826 übernahm Joseph Anton Klausner, unter dem 1855 ein Anbau an den Stadel erfolgte. 1875 heiratete Donatus Balser, späterer Bürgermeister von Erpfting ein, kurz darauf dürften die umfassenden Erneuerungsarbeiten begonnen haben, die den Hof heute prägen. Dabei wurde im westlichen Teil des erdgeschossigen Hausgangs ein erheblich älterer, z.T. noch aus Bachkieseln gemauerter Rest des "halb gemauert" bezeichneten Vorgängergebäudes einbezogen (wohl Fundamente des Stubenstocks). Der Befund deckt sich mit dem Plan zum Urkataster und belegt, dass das ältere Haus wesentlich weiter von der Straße abgerückt in das Grundstück geschoben war. 1880 erfolgte eine Vergrößerung des Ökonomiegebäudes, 1892 der Anbau einer Remise, 1899 eines Maschinenhauses. Weitere Bauphasen veränderten den Ökonomieteil nochmals, so der Stadelanbau von 1906 und eine Überformung des Stalls. 1912 wurde die Wiederkehr nach Osten angefügt. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen kam es auch zu einer teilweisen Modernisierung des Wohnteils, wobei westlich in Verlängerung des Hausgangs ein kleines Backhaus angefügt wurde. Bis etwa 1970 wurde der Hof landwirtschaftlich genutzt. Dann längere Zeit leerstehend, wurde der Wohnteil ab 1989 im Inneren zurückhaltend renoviert und für heutige Wohnzwecke mit Sanitäreinrichtungen ausgestattet. Weitere Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen erfolgen laufend.

 

Äußeres: Der stattliche, zweigeschossige Einfirsthof unter mittelsteilem Pfettendach gliedert sich in einen gemauerten, nach Süden gerichteten Wohnteil mit sechsachsiger Giebelseite, an den sich der lediglich erdgeschossig massiv gemauerte, sonst als Ständerbau ausgeführte Stall- und Stadelbereich anschliesst. Das Obergeschoß und die im Nordosten angefügte Wiederkehr sind holzverbrettert. Die Erschließungen liegen im Osten, Wohn- und Wirtschaftsteil werden wie üblich durch einen Hausgang mit darüberliegender Diele getrennt. Vor dem Hauseingang vierfeldrige Füllungstüre in Neurenaissanceformen mit Sprenggiebel, der obere Teil verglast mit barockisierendem Spiralgitter; innen Winkelbänder, zugehörendes Kastenschloss mit Messinggriff in Drechselformen. Eine gleich gestaltete Tür sitzt vor dem giebelseitigem Ausgang der Küche in den Hausgarten. Die Fensterverschlüsse des späten 19. Jahrhunderts sind zweiflüglig mit Setzholz und z.T. mit kleinen, einscheibigen Lüftungsflügeln versehen. Als Beschlag einfache Winkeleisen, flache Reiber. Dazu Brettläden mit außen aufgesetzten Einschubleisten, in Grüntönen illusionistisch als Füllungsläden bemalt.

Baumaterial: Wohnteil und Erdgeschoss des Stalles Ziegel, im Bereich des einbezogenen Vorgängers auch Bachkiesel, Außenputz um 1880 und um 1906, später ausgebessert. Sonst Ständerbau, verbrettert. Dacheindeckung: Falzziegel.

 

Inneres: Der Wohnbereich gliedert sich mit großer Eckstube im Südosten und mittig angeordneter Küche. Der rückwärtige Bereich ist quer zum First unterteilt: in der Südwestecke liegt ein kleiner Wohnraum (Pfründnerstube), zum Gang hin die Speis mit Bretterdecke aus Nadelholz.

Rückwärts im Westen stößt der Hausgang auf einen etwas breiteren Nebenraum, dessen auffallend starke Umfassungsmauern und der knapp um einen Meter tiefer gelegene heute durch einen Bretterbelag mit Falltür überdeckte Boden auf die Einbeziehung älterer Bausubstanz verweist. Vermutlich sind hier die Reste vom Stubenstock eines wesentlich kleineren Vorgängerbaus erhalten.

Im Westen hinter diesem Raum liegen die Zugänge in das außen an der Traufseite angeschlossene ehemalige Backhaus in den kleinen, wohl nachträglich geschaffenen Kellerraum unter der Speis. Der vermutlich ältere, um 1880 mit der Erneuerung des Gebäudes eingerichtete Hauskeller liegt im Osten unter dem Flöz, sein Zugang unter der Treppe. Eine einfache Nadelholzstiege mit massiven Anfängerpfosten diagonal gestelltem Stabgeländer führt auf der Stallseite des Flözes geradläufig zur Diele im Obergeschoß. Über der Stube liegt wie üblich die geräumige, beheizbare Vorderkammer mit zwei wiederverwendeten zweifeldrigen Füllungstüren aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Ecken der gestemmten Türen sind viertelkreisförmig ausgenommen, als Beschlag dienen einfache Sichelbänder. Über der Küche folgt eine weitere beheizbare Schlafkammer, im Westen die Hinterkammer, deren Außenmauer zwischen Pfeilern als halbsteinstarkes Sparmauerwerk ausgeführt sind. In allen Räumen Bretterdielen aus Nadelholz.

Stallseitig sind über dem Stall drei niedere Kammern an die Diele angeschlossen: nach außen zwei befensterte Knechtkammern, dazwischen eine unbelichtete Sattel- oder Rüstkammer, z.T. massiv gemauert, z.T. mit Bretterwänden.

Wirtschaftsteil: Die ehem. Stallungen im mittleren Hausteil gliedern sich in den größeren Kuhstall im Westen und den kleineren Pferdestall mit Futterkammer im Osten, beide mit preußischen Kappengewölben, abgefangen von T-Trägern über Gußeisensäulen. In der Südmauer des Pferdestalls neben einer heute vermauerten Tür zum Hauseingang kleine Lichtnische mit Giebeldachung. Die Heulege über den Ställen ist zu westlich anschließenden Tenne offen. Hinter der Tenne folgt der Stadelteil mit Wiederkehr. - Dachwerk: Über Wohn- und Stallteil zweigeschossiges Pfettendach, dessen Mittelpfetten von stehenden, über Kopfbänder zum Rähm gesicherte Stuhlsäulen unterfangen werden; die Rafen bilden mit geschweiften und mit Fassungen verzierten Fußstücken den Dachüberstand. Das Dachwerk über nördlichem Stadelteil und Wiederkehr von 1912, mit verschraubten Zangen, später zum Einbau von Laufkatzen verändert." (1)

 

(1) zitiert aus "Die Kunstdenkmäler von Bayern", Neue Folge 5 Landsberg am Lech, Band 4 Vorstadtbereiche und eingemeindete Dörfer, hrsg. vom Bay. Landesamt für Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag München-Berlin, 1999

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